Kangal

Nervös schiebt Dilek am Flughafen Istanbul ihren Pass über den Tisch der Kontrollstelle. Als sie ihn ohne Kommentar zurückbekommt, weiß sie: Noch liegt nichts gegen sie vor. Noch kann sie gehen. In der Türkei hatte sie online regimekritisch gepostet – anonym unter dem Alias Kangal1210. Doch nun wird ein Bekannter verhört, er könnte ihre Identität preisgeben. Und so steigt sie ins Flugzeug nach Frankfurt.

Dileks Freund Tekin steht derweil vor ihrem leeren Kleiderschrank und weiß nicht, wo sie hin ist. Niemand weiß es, niemand darf es wissen, denkt Dilek. In Deutschland nimmt sie nur zu einer Person Kontakt auf: ihrer Cousine Ayla. Früher verbrachten sie die Sommer gemeinsam in der Türkei, doch ihre Familien sind politisch entzweit. Während Ayla darum kämpft, sich gegen Traditionen, Erwartungen und Vorurteile durchzusetzen, ist Dilek überzeugt, selbst in Deutschland nicht in Sicherheit zu sein. Wer hört mit? Wem kann sie trauen? Denunziation kennt keine Grenzen, besonders nicht in Zeiten, in denen eine App-Nachricht ausreicht, um Menschen zu verraten.

Kangal – benannt nach den türkischen Hirtenhunden, die gegen Wölfe kämpfen – ist ein packender, hochpolitischer Thriller darüber, wie das perfide Überwachungssystem autoritärer Staaten Misstrauen und Spaltung sät, und bricht das Schweigen, das von der Türkei bis nach Deutschland reicht.



Inszenierung und Bühne Caner Akdeniz
Kostüme Emir Medić
Musik Marc-Rainer Kamp